Die Konkordante Idee

Angesichts des Sachverhalts, dass übliche Bibelübersetzungen in Bezug auf den Grundtext verhältnismäßig frei und wenig einheitlich ausfallen, mitunter (bewusst oder unbewusst) dogmatisch gefärbt sind, und es somit dem aufrichtigen Wahrheitssucher, der nicht in der Lage ist, die Grundtexte selbst zu lesen, schwer machen, zu ergründen, was tatsächlich geschrieben steht, entstand die Idee eine Übersetzung zu schaffen, die den Grundtext möglichst exakt in der Übersetzungssprache wiedergibt. So geschehen Anfang des vorigen Jahrhunderts in den USA, als Adolf Ernst Knoch bei seinen Schriftstudien feststellte, dass ausschließlich mit Hilfe einer Grundtextkonkordanz, die alle Übersetzungsvarianten jedes Grundtextwortes nach dessen Vorkommen im Grundtext aufzeigt, echte Fortschritte in der Erkenntnis der Wahrheit zu machen sind. Warum also nicht eine Übersetzung erstellen, die jedes Wort in allen seinen Vorkommen einheitlich wiedergibt? Dann müsste sich beim schlichten Lesen der Übersetzung die genaue Bedeutung des Grundtextes erschließen, nicht nur jedes einzelnen Wortes, sondern auch des gesamten Zusammenhangs.

Damit war die konkordante Idee geboren, wiedergeboren, um genau zu sein, denn schon im Altertum hatte es ähnliche Bemühungen gegeben. Solch eine konkordante Übersetzung würde nicht auf menschlicher Gelehrsamkeit, sondern allein auf dem Wort Gottes gründen. Sie wäre nicht einfach eine weitere Übersetzung, sondern ein getreues Abbild des Grundtextes in einer modernen Sprache. Schriftstudium würde somit nicht die Zuhilfenahme einer ganzen Fachbibliothek bedingen, bestehend aus Grundtextkonkordanzen, Grammatiken, Lexika, etc., würde auch nicht das Erlernen der Grundtextsprache notwendig machen, sondern könnte sich größtenteils auf das Lesen und Erforschen jener konkordanten Übersetzung beschränken.

Bevor es jedoch an die Umsetzung der konkordanten Idee gehen konnte, musste zunächst die Frage nach dem Grundtext geklärt werden. Es ist klar, dass die ursprünglichen Bücher, Berichte und Briefe nicht mehr existieren, sondern das Wort Gottes in alten Textsammlungen auf uns gekommen ist, die Abschriften der Originale enthalten. Von diesen Textsammlungen gibt es drei nahezu vollständige aus dem 4. und 5. Jahrhundert in griechischer Sprache (die Kodizes Sinaitikus, Vatikanus und Alexandrinus), nebst etlichen jüngeren Exemplaren, bis hin zu einer Vielzahl von Fragmenten. Während man in der Gelehrtenwelt noch bis in die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts an den drei ältesten und nahezu vollständigen Zeugen als maßgeblich festhielt, fordert die moderne Textkritik die Zusammenfassung und gelehrte Beurteilung des gesamten zur Verfügung stehenden Materials. Ein unermesslicher Aufwand, der aber vor allen Dingen den erwähnten drei alten Kodizes bis dato nicht eine einzige gut bezeugte Lesart hinzufügen konnte. Mit anderen Worten enthalten die drei ältesten Textsammlungen alles, was auch die gelehrten Kombinationstexte unserer Tage als gut bezeugt anerkennen. Das war auch schon zu A. E. Knochs Zeiten so und führte überein mit dem Gebot '...dass jeder Fall auf dem Mund zweier oder dreier Zeugen bestehe' zu dem Entschluss, einen Mehrheitstext aus den Kodizes Sinaitikus, Vatikanus und Alexandrinus zu erstellen, den sog. 'Concordant Greek Text' (CGT). Dieser bildete die Grundlage für die konkordante Übersetzung.

Doch bevor es ans Übersetzen ging, wurde der gesamte Wortschatz in seine Grundelemente (Morpheme) zerlegt und englischsprachigen Äquivalenten zugeordnet, wobei jedes griechische Wortelement nur eine einzige englische Entsprechung bekam und umgekehrt jedes englische Wort ebenfalls nur einmal vergeben werden durfte. Diese englischen Wortelemente wurden STANDARDS genannt und sind in GROSSBUCHSTABEN geschrieben. Sie zeigen zuverlässig die griechische Etymologie in englischer Sprache auf. In einem nächsten Schritt wurden jene etymologischen Standards ihrer Herkunft entsprechend nach den Regeln des griechischen Wortbaus auf jedes Grundtextwort in seiner Grundform (Lemma) angewandt, sodass nicht nur die Familienzugehörigkeit, sondern auch die spezifische Charakteristik der verschiedenen Wörter innerhalb eine Wortfamilie gemäß der Vorgabe im Griechischen nachvollzogen werden kann. Da es aus idiomatischen Gründen häufig erforderlich ist, diesen Standards Varianten hinzuzufügen, um das gesamte Spektrum ihrer Bedeutung auszudrücken, wurden solche Varianten in normaler Schreibweise ergänzt. Alle Worte der Übersetzungssprache sind aus dem Schriftzusammenhang gewonnen, gründen sich also ausschließlich auf den Gebrauch ihrer Grundwörter in den Heiligen Schriften.

Dieselbe Vorgehensweise wurde auch hinsichtlich der Grammatik getätigt, d.h., dass jede grammatische Form der Ausgangssprache ihre ausschließliche Entsprechung in der Übersetzungssprache erhielt, die wiederum nur einmalig vergeben wurde. Dem Idiom entsprechend mussten auch hier gewisse Varianten ergänzend hinzugefügt werden, die in der idiomatischen Übersetzung mit drucktechnischen Mitteln als solche kenntlich gemacht werden sollten.

Nun endlich konnte mit dem Übersetzen begonnen werden. Im ersten Schritt wurde der Konkordante Griechische Text mittels der englischen Standards uniform unterzeilt, wobei in manchen Fällen auch eine besser verständliche Variante zum Einsatz kam, die unschwer am Normaldruck als solche erkennbar ist. Ebenso wurde die Grammatik nach ihren standardisierten Formen einheitlich angewandt. Aus dieser etwas schwer lesbaren Unterzeilung wurde im zweiten Schritt eine idiomatische englische  Übersetzung erstellt, die gut verständlich lesbar über die etymologische Unterzeilung mit dem griechischen Grundtext in direkte Beziehung gesetzt werden kann. Ergänzend wurde dieser Arbeit eine umfassende lexikalische Grundtextkonkordanz, nach den englischen Standards alphabetisch geordnet, der gesamte zur Anwendung gebrachte Wortschatz mit den griechischen Elementen, die grammatischen Formen, ein Index sämtlicher Endungen im Griechischen, sowie ein kurzer Kurs in 'Heiligem Griechisch' zur Seite gestellt. Das war eine echte Revolution in der Geschichte neusprachlicher Bibelübersetzung.

Als A. E. Knoch Anfang der 1930er Jahre nach Deutschland kam, nahm er es in die Hand, auch eine deutsche konkordante Übersetzung nach seinem englischen Vorbild in Angriff zu nehmen. Diese wurde, einem Wunder gleich, noch kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges fertiggestellt und veröffentlicht, allerdings in vereinfachter Form, ohne griechischen Grundtext und Unterzeilung, jedoch mit einer Stichwortkonkordanz und kurzen Grammatik im Anhang. Die etymologische Basis, wie weit auch immer sie entwickelt gewesen sein mochte, ging in den Wirren des Krieges verloren. Die deutsche 'Konkordante Wiedergabe des Neuen Testaments' wurde insgesamt viermal neu aufgelegt, jeweils mit geringfügigen Änderungen, und erfuhr im Jahre 1980 mit dem 'Konkordanten Neuen Testament' eine Revision, die bis heute in zweiter Auflage erhältlich ist. Die etymologischen Grundlagen sind jedoch niemals rekonstruiert worden.

Das Computerzeitalter brachte inzwischen vielfältige Veränderungen, die aus dem täglichen Leben hierzulande nicht mehr wegzudenken sind. Das gilt selbstredend auch für das Medium Buch und insbesondere für das Buch der Bücher. Auf der Grundlage und mittels sämtlichen verfügbaren Materials der konkordanten Arbeit in englischer und deutscher Sprache ist mit Hilfe moderner Computertechnik ein Programm geschaffen worden, das der konkordanten Idee in zeitgemäßer Weise Rechnung trägt, der 'Interlinear Scripture Analyzer (ISA)'. Der ISA vereint ausgefeilte Programmiertechnik mit digitalen konkordanten Datenbanken zu einem einzigartigen Werkzeug für das Schriftstudium. Konkordante etymologische und idiomatische Interlineare, grammatische Parsings, die Griechischen Elemente, sowie verschiedene Standard-Levels lassen sich mit zum Teil verlinkten Übersetzungen in Beziehung setzen und ermöglichen somit ein in Berührung kommen mit dem Grundtext des Gotteswortes selbst. Der Stimme des Allmächtigen in der eigenen Muttersprache lauschen zu können ist eine unvergleichliche Erfahrung, ein Vorrecht, das kaum in Worte zu fassen ist und zu tiefer Dankbarkeit und Zufriedenheit führt. Es ist gleichsam als vernähme man den Atem des Höchsten, der lebenspendend Sein Wort durchweht. Wir, die Mitarbeiter des Arbeitsnetzwerks der Scripture4all Foundation, sind dankbar und freuen uns, den ISA in neu aufgelegter und erweiterter Form präsentieren zu können, als eine Bibelsoftware, die den konkordanten Gedanken up to date zur Darstellung bringt und zu intensivem konkordanten Schriftstudium einlädt. Wir sind überzeugt und unsere Bitte geht diesbezüglich zu Gott, unserem Retter, dass Er dieses Werk zu Seiner Verherrlichung und zum Segen Seiner geliebten Heiligen gebrauchen wird!

 


Beitragsseiten